Dirk Serries & Mark Wastell – Dual Activity – Confront Recordings 2025

Von Matthias Bosenick (29.07.2025)

Na, da haben sich ja zwei gefunden: In Sachen Impro-Musik sind der Brite Mark Wastell und der Belgier Dirk Serries so kompromisslos wie umtriebig, für die fast halbstündige EP „Dual Activity“ fanden sie erstmals im Studio zusammen. Serries brachte seine Archtop-Gitarre mit, die mit dem klassischen Swing-Jazz-Sound, und Wastell sein Percussion, auf dem er so ziemlich jedes Element mindestens einmal verwendet. Eine herkömmlichen Strukturen folgende Musik entsteht dabei nicht, vielmehr die De- und Rekonstruktion von Jazz, wie ein aus einer zerstörten wunderschönen Vase willkürlich neu zusammengesetztes Mosaik, das eine eigene Schönheit entwickelt.

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Red Lorry Yellow Lorry – Strange Kind Of Paradise – ALI!VE/COP International 2025

Von Guido Dörheide (27.07.2025)

Hier ist mir jetzt der Herausgeber zuvorgekommen und mit allem, was er schreibt, hat er Recht und spricht er wahr, aber gestatten Sie mir, treue Leserinnen und Leser, dennoch einige autobiografisch eingefärbte Anmerkungen zur aktuellen Veröffentlichung von Chris Reeds Red Lorry Yellow Lorry, einem der Urgesteine der UK-britischen Postpunkgothrockgemengelage. Und ich schwöre, ich schreibe nichts zur Musik auf dem neuen Album, auf dem Chris Reed das wunderbare Gefühl, das seit „Talk About The Weather“ (1985) beim Hören eines jeden neuen Albums der Lorries entsteht, nochmal aufs Wunderbarste Paroli laufen lässt. Das hat Herr Van Bauseneick schon getan und ich möchte den Lesenden hier gerne Bock machen, die geile Review zu lesen (hier bitte Link einfügen, Matze!). [Hab ich gemacht, danke, Guido! Ohne dich hätte ich diese Band überhaupt erst viel später entdeckt. M.]

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Scriptura – Deep Stoned – Chabane’s Records/Bitume Prods 2008/2025

Von Matthias Bosenick (28.07.2025)

Da buddelt das Label Bitume Prods einen sehr rauhen Brocken Schwermetalls aus: „Deep Stoned“ vom französischen Quartett Scriptura erschien bereits 2008, kommt jetzt aber mit einem Haufen Cover-Songs als Bonus neu heraus. Mehr gibt es von der Band aus Peyrelevade mitten im Nirgendwo gar nicht, das dürfte dann das Gesamtpaket sein. Dabei handelt es sich um eine doppelte Zeitreise: Zu einen sind die Aufnahmen alt, zum anderen beziehen die sich auf einen Thrash Metal, der zu der Zeit auch schon so seine 20, 30 Jahre auf dem Buckel hatte. In jeder Hinsicht nix Neues also, aber knackig gespielt.

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Pulmonary Fibrosis/Repulsive Feast – Fetish Of Gore – Lycanthropic Chants 2025

Von Matthias Bosenick (25.07.2025)

Da tun sich zwei Bands zusammen, die mit jeweils zwei Songs belegen, wie divers ein Auf-die-Fresse-Genre wie der Death Metal so sein kann. Pulmonary Fibrosis aus Yzeures-sur-Creuze verlegen sich aufs Growlen und groovende Knüppeln, während Repulsive Feast aus Wolfsburg die ein oder andere unerwartete Verschachtelung einbauen. Pinkes Vinyl ist mehr als angemessen für eine 7“ mit so einem Sound!

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Reichenhall – The Hen – Iapetus Media 2025

Von Matthias Bosenick (24.07.2025)

Auf ihrem neuen Album „The Hen“ widmen sich die produktiven Experimental-Elektroniker Reichenhall aus Berlin dem Leben einer Henne, wie es der Titel bereits andeutet. Vom Schlüpfen bis zum Nachwuchs verfolgt das Quartett seine Geflügeldame, und das zuvorderst als Ambient, als Soundscapes, mit eingearbeiteten Samples und Effekten, die das Hühnerverhalten abbilden. Auch ohne dieses Konzept lässt sich zum chilligen „The Hen“ bestens ein Ei auf alles pellen.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Avicii wecke mich auf

Von Onkel Rosebud

Alter Schwede, das Video „Wake Me Up“ von Avicii hat 3,5 Milliarden Aufrufe auf ytb. Nur einer davon ist von mir, meldete meine Freundin neulich am Frühstückstisch. Sie nötigte mir ab, noch einen Klick hinzuzufügen, obwohl ich den Song nicht mag, trotzdem er mich berührt. Weil er so offensichtlich zusammengeschraubt klingt und die Inkarnation des Algorithmus verkörpert mit dem so Scheißfirmen wie sptfy arbeiten. Innerhalb von 5 Sekunden muss die Aufmerksamkeit der Hörerschaft gewonnen sein. Mir reicht das nicht, aber bei „Wake Me Up“ mache ich eine Ausnahme.

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Red Lorry Yellow Lorry – Strange Kind Of Paradise – COP International 2025

Von Matthias Bosenick (23.07.2025)

„Strange Kind Of Paradise“ ist Chris Reeds Vermächtnis zu Lebzeiten: Der Sänger, Gitarrist und Bandkopf von Red Lorry Yellow Lorry aus Leeds ist schwer krank, heißt es, hatte aber noch dieses finale Album in der Pipeline, über 30 Jahre nach dem Vorgänger „Blasting Off“. Den charakteristischen Darkwave-Drumcomputer tauschten die Engländer gegen einen echten Drummer aus, um den Schwerpunkt zu verlagern: Zum Gothic Rock fühlten sie sich nicht zugeordnet, sagen sie, sondern mehr dem Rock’n’Roll. Stattgegeben, das Album rockt auch mit Electro-Elementen, ist aber trotzdem nicht frei von Dunkelheit, Melancholie und Wehmut. Was Wunder. Auf diese Weise rücken die Lorries musikalisch sogar näher an Chris Reeds Solo-Aktivitäten Unit und Woof!.

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Andreas Eschbach – Die drei ???: Die Auferstehung – Kosmos 2025

Von Matthias Bosenick (22.07.2025)

Keine Ahnung, was Andreas Eschbach sonst so schreibt, aber in das über Jahrzehnte ausdifferenzierte Universum der kalifornischen Kleinstadt Rocky Beach und das Detektivtrio „Die drei ???“ findet sich der Autor auf eine berauschende Weise hinein. Seine Schilderung der Ereignisse 30 Jahre nach dem Ende der gemeinsamen Ermittlungen fühlt sich schlüssig an, man ist sofort Teil der Szenerie, die zudem auf sachkundlichen Kenntnissen fußt, als habe Eschbach nie etwas Anderes gemacht, als für die Drei Fragezeichen zu schreiben. Und das auch noch bis ins Detail auf der Höhe der Zeit sowie nahezu frei von Anbiederung. „Die Auferstehung“ ist da, wo die Hauptserie eigentlich hingehört.

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Himmelaya – Lost Horizon – Fruits de Mer Records 2025

Von Matthias Bosenick (21.07.2025)

Auf seinem Debütalbum „Lost Horizon“ treibt das neu aus der Taufe gehobene internationale Projekt Himmelaya den Krautrock nach (La) Düsseldorfer Art munter vor sich her und versetzt ihn im Wechsel mit ausgedehnten Ambient-Ausflügen wahlweise nach Westdeutschland, nach Fernost oder ins Kosmische. Hinter diesem Projekt stecken der Düsseldorfer (das erklärt einiges) Jochen Oberlack, der Engländer Marc Hunt alias Swordfish von Astralasia sowie als Sprecherin und gelegentlich auch Sängerin Britt Rönnholm von Us And Them aus Schweden. Verrückt: Wer die anderthalbstündige Doppel-LP kauft, bekommt eine Doppel-CD mit Bonustracks on top obendrauf. Im Stream gibt’s dieses besondere Album bedauerlicherweise gar nicht.

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Kamizol-K – Diary – Kamizol-K 2025

Von Matthias Bosenick (18.07.2025)

Auf „Diary“ gibt’s keine Gnade, keine Atempause, Kamizol-K knüppeln, grooven, brettern durch, mit ihrer Melange, die sie in der Hardcore- und Metal-Szene von Lyon zusammenbrauten und mit allerlei anderen Ingredienzen anreicherten, unerwarteterweise gehören dazu Rap, Tribal-Shoutings und Black-Metal-Gitarren. „Diary“ ist das erst zweite Album des Sextetts in zehn Jahren, und trotzdem ist deren Tagebuch reichlich fett geraten.

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