Sowa – Gdansk Macabre – Sowa 2025

Von Matthias Bosenick (11.12.2025)

Ist der Titel „Gdansk Macabre“ für sich schon wortspiellustig, bekommt er eine doppelte Ebene, wenn man weiß, dass das Berliner Trio Sowa für die Bebilderung dieses Debüt-Albums auf Schwarzweißfotos der Danziger Fotografin Marta Adaszewska zurückgreift. Was man bedauerlicherweise nicht zu hören bekommt, dafür aber in den Neunzigern sozialisierten Alternative-Rock, den man 30 Jahre später durchaus schon wieder als retro bezeichnen kann, indes nicht einem konkreten Subgenre zugeordnet, sondern mehrere kombinierend und vielmehr mit viel Bock drauf in eine eigene Richtung gerockt, vornehmlich instrumental. Ohne Grunge!

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne (DDR-Spezial): Gute Ost-Bands – vom Staat geduldete Mainstream-Combos

Von Onkel Rosebud

Es gab auch ein paar halbwegs gute Bands im Osten. Viel zu wenige. Aber gut genug, um genügend Fans um sich zu scharen, so dass sie von den Apparatschiks trotz permanenter systemischer Kritik geduldet werden mussten. Es waren ganze drei: Silly, City und Pankow.

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Umbrío – Quintaesencia Nocturna – Vampiric Militant Legions 2025

Von Matthias Bosenick (10.12.2025)

Wenn sich eine Band heutzutage im Black-Metal-Untergrund verortet, heißt das Dank leicht zugänglicher Technik für den Hausgebrauch nicht mehr, dass man geknüppelten Soundbrei bekommt, und deshalb ist auch „Quintaesencia Nocturna“ des Trios Umbrío aus Valdivia in Chile ein angenehmer Hörgenuss. Nicht nur deshalb: Für diese Band hat der Black Metal keine scharfen Grenzen, was sich in der Zusammensetzung der Spielarten wie im sehr unterschiedlich ausfallenden Gesang ausdrückt. Dies ist das zweite Album der Band und das erste, das physisch auch in Europa zu haben ist.

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Francis Cofone feat. Markus Reuter – The Solina Record – Iapetus Media 2025

Von Matthias Bosenick (09.12.2025)

Der Atem … der Unendlichkeit. Sobald man „The Solina Record“ von Francis Cofone und Markus Reuter auflegt, fängt das Gehirn automatisch an, mit der Stimme von Jürgen Kluckert zu denken, dem Erzähler der Hörspielserie „Gabriel Burns“. Die zwei Musiker taten sich eher versehentlich zusammen und improvisierten mit E-Gitarre und dem titelgebenden Instrument ARP Solina String Ensemble, einem über 50 Jahre alten Keyboard, das damals erstmals Streicher nachempfinden konnte. Heraus kommen Soundteppiche ohne feste Strukturen und somit auch ohne absehbares Ende, in Ton gegossenes Licht, akustische Wärme, musikalische Streicheleinheiten für die Seele.

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AVTT/PTTN – AVTT/PTTN – Thirty Tigers/Ipecac Recordings/Ramseur Records 2025

Von Matthias Bosenick (08.12.2025)

Von Jello Biafra ist überliefert, dass er seine Kooperation mit Mojo Nixon deshalb einging, um die Jugend nach all dem Punk und Metal mal mit Country zum Satanismus zu führen. 32 Jahre später macht ihm das Mike Patton nach: Der Brüllmeister des verfrickelten Mosh tut sich mit den – anders als Mojo Nixon – eher weichgespülten Avett Brothers zusammen und macht ein Country-Album. „AVTT/PTTN“ hat nun beides, Country und Western, und außerdem darüber hinaus noch zwei unerwartete Perlen. Geht so.

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Warren Zevon – Epilogue: Live At The Edmonton Folk Music Festival – Omnivore Recordings 2025

Von Guido Dörheide (05.12.2025)

O’Scheiße – was jetzt hier zuerst schreiben? Dass es sich bei dieser Aufnahme um Zevons letztes Konzert vor über 20 Jahren auf dem wichtigsten kanadischen Musikfestival handelt, dass ich mir das T-Shirt mit dem Aufdruck „Send Lawyers, Guns & Money“ gleich unbesehen bestellen wollte, oder, dass ich gleichzeitig zutiefst berührt und vor den Kopf gehauen bin, dass ich – was ich nie gedacht hätte – ein neues Album eines der größten Künstler des 20. Jahrhunderts, der seit über 20 Jahren tot ist, rezensieren darf?

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Messiness – Messiness – StoneFree Records/Tarla Records 2025

Von Matthias Bosenick (05.12.2025)

Diese milanesichen Psychedeliker eröffnen nach vier Singles ihr selbstbetiteltes Debütalbum gleich mal mit dem ungewöhnlichsten Song: „Feature With A Rapper“ legt völlig falsche Fährten, selbst für eine so wandlungsreiche Band wie Messiness. Der Neunziger-Crossover-Gedanke mit Saxophon inmitten entrückter englischer Sixties-Psychedelik deutet zumindest an, dass man auf „Messiness“ nicht der reinen Lehre folgt, sie mithin höchst attraktiv erweitert. Keine Angst: Puristen finden hier ihrerseits Futter.

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Jim Jarmusch & Anika – Father Mother Sister Brother – Sacred Bones Records 2025

Von Matthias Bosenick (04.12.2025)

Wesentlich ruhiger als die Soundtracks, die Regisseur und Sqürl-Bandmitglied Jim Jarmusch für seine früheren Filme machte, ist der zum nächsten Film „Father Mother Sister Brother“, den der Gitarrist mit der Berliner Musikerin und Sängerin Anika aufnahm. Auf die Drones, wie er sie auch gern und grandios mit Jozef van Wissem erzeugt, verzichtet er hier, stattdessen verfällt er maximal auf minimale Soundscapes, auf mitternächtlichen Jazz, auf Ambient. Tom Waits, einer der Hauptdarsteller jenes Films, ist leider nicht zu hören.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne (DDR-Spezial): Scheiss Ost-Bands – vom Staat protegierte Mainstream-Combos

Von Onkel Rosebud

Hitparaden nach Verkaufszahlen – so wie wir sie aus der BRD und gesamtdeutsch seit 35 Jahren kennen – gab es in der DDR nicht. Das hatte vielerlei Gründe. Unter anderem war die Begrenzung des Rohmaterials Vinylacetat ein Grund, denn es wurden nicht von allen Platten die gleiche Stückzahl gepresst. Ein schönes Beispiel ist die Platte „Rock’n Roll Music“ von den Puhdys, die insgesamt eine Million Mal über den Ladentisch ging. Die „LP des Jahres“ 1988 mit dem Titel „I.L.D.“ von der Gruppe Rockhaus jedoch nur ca. zwanzigtausend Mal. Außerdem bekam nicht jeder Musiker die Gelegenheit, seine Lieder als Single zu veröffentlichen. Viele Songs wurden über das Radio zu Hits, denn sie wurden als Rundfunkproduktionen im Radio gespielt („Rundfunkauskopplungen“ statt „Singleauskopplungen“), aber nicht auf Platte (oder erst später) veröffentlicht. Da half man sich als Musikfreund mal schnell selbst, legte sich einen Kassetten-Recorder (z.B. „Sonett“, „SKR 700“ oder „Geracord“) zu und schnitt die Musik am Radio mit. Das ging auch ganz prima, denn im DDR-Rundfunk wurden die Lieder „mittschnittfreundlich“ ausgespielt. Das kennt man heute nicht mehr, denn jeder Radio-DJ sabbelt schon am Anfang des Liedes rein und tut das auch am Ende. Darum waren Verkaufszahlen nicht relevant, und die Leute, die sich Lieder am Radio mitgeschnitten haben, ließen sich nicht zählen. Und darum gab es im Radio und im Fernsehen Wertungssendungen wie z.B. „Tip-Disko“ und die „Beatkiste“ oder das „DT Metronom”. Aus allen Wertungssendungen wurden dann die „Hits des Jahres“ bzw. die „Jahreshitparade“ ermittelt.

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Angerseed – Rapture Is Mine … Glory Is Ours – Pest Records/Metal Ör Die Records 2025

Von Matthias Bosenick (03.12.2025)

Der Titel „Rapture Is Mine … Glory Is Ours“ klingt erstmal befremdlich, als hätten die Böhsen Onkelz versucht, Manowar schlecht zu kopieren. Laut Infos bezieht sich dieser Titel auf die Schwierigkeiten, die diese Band aus Debrecen in Ungarn in den zurückliegenden Jahren zu überwinden hatte – das Vorgänger-Debüt erschien 2016, 2019 die letzte EP. Zu hören gibt es hier Death Metal, und zwar amtlich druckvoll und groovend, mit dem einzigen Ziel, die Zwölf zu erreichen, und das kontinuierlich. Würde man sagen: Ziel erreicht.

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