Rezensionen CD #02:

 

 My Robot Friend - Hot Action! - CD - Proptronix/Kompakt - 2004

Da ist sie nun endlich! “Hot Action!“ ist die erste Vollzeit-CD der Retro-Elektroniker My Robot Friend. Neben diversen Stücken ihrer bisherigen Vinyl-Veröffentlichungen “The Fake”, “Walt Whitman” und “ Why Won’t You Call Me Back” gibt es auf der 40 Minuten langen und mit 13 Stücken gefüllten CD auch ein paar neue Tracks zu hören. Allerdings greifen My Robot Friend schon kräftig auf die zum Beispiel bei Lasergun und Proptronix veröffentlichten Maxis zurück, denn immerhin befinden sich auf “Hot Action!” insgesamt 10 “alte” Tracks. Weggelassen wurden allerdings die teilweise sehr guten Remixe, die auf den Maxis zu finden sind und zum Beispiel von Zombie Nation oder Steril stammen.
Aber wie hören sich My Robot Friend eigentlich an? Ganz einfach! Klasse! Nein, mal ganz im Ernst. My Robot Friend machen schräge Elektronische Popmusik mit Einflüssen aus den achtziger Jahren, der Minimalmusik und aus aktuellen Stilen, wie zum Beispiel dem Electroclash. Das ganze klingt oft verspielt und ab und zu auch etwas experimentell. Einen großen Teil macht bei My Robot Friend allerdings auch der Humor aus, denn man hat oft genug das Gefühl, dass sich die Band selber nicht besonders ernst nimmt! Unterstützt werden My Robot Friend auf der vorliegenden CD von Miguel Gutierrez, der seine Stimme den Tracks “We’re Not the Pet Shop Boys” und “Walt Whitman” leiht und dem achtzigjährigen Bingo Gazingo, der auf “You’re out of the Computer” singt. Weitere Anspieltipps sind “Walking Jewish” und “Sex Machine”.
So, was gibt es noch? Auf der CD befinden sich drei animierte Videoclips, die Adam Shecter beisteuerte. Grafisch sind die Videos genau wie das Cover der CD im für My Robot Friend typischen “Kind malt Roboter mit bunten Stiften” Stil gehalten.
Fazit: “Hot Action!” ist ein unterhaltsames, spaßiges Electro-Album, das leider etwas kurz geraten ist, aber sehr dazu motiviert, die “Repeat”-Taste am CD-Player zu betätigen.

von Olaf Krautwurst (20.11.2004)

 

 Sid Le Rock - Written In Linstick - CD - Ladomat/Mute - 2004

 Pan/Tone - Newfound Urban Calm - 2CD - Bip Hop - 2004

Zwei Projekte, eine Person! Hinter Sid Le Rock und Pan/Tone steht der Kanadier und jetzt Wahl-Kölner Sheldon Thompson, der sich mit seinen Veröffentlichungen in den Weiten elektronischer Tanzmusik tummelt und dabei so produktiv ist, dass es in diesem Herbst nicht für eine, sondern gleich für zwei komplette neue Alben reicht.

Die unter dem Namen Sid Le Rock veröffentlichte CD “Written in Lipstick” beinhaltet bei einer Laufzeit von 67 Minuten 11 Electro-Tracks, die mal minimal und monoton, aber auch rockig treibend rüberkommen. Das ganze wird bei einigen Stücken durch Sheldon Thompsons ungewöhnliche Stimme unterstützt, die dem ganzen noch eine gewisse Würze und Coolness gibt. Enthalten ist auf Sid Le Rocks erster CD natürlich auch die Vorab-Maxi “Bull Dozer” und die aktuelle Auskopplung “Lost In Gräser”. Anhören sollte man sich aber auch “Close Again”, “Jalapeno Rock “ und das geniale “Ocean Rock”, bei dem es ausnahmsweise mal eine französische Frauenstimme zu hören gibt. Interessant ist dieses Album für Fans moderner elektronischer Musik, die zum Beispiel auf das 1st Decade Label oder ähnliches stehen.

Sheldon Thompsons zweite aktuelle CD-Veröffentlichung ist die auf dem französischen Bib Hop Label erschienene CD “Newfound Urban Calm“, die er unter dem Pseudonym Pan/Tone veröffentlicht. Die insgesamt 22 Tracks der 136 Minuten langen Doppel-CD sind allerdings deutlich technoider gehalten. Der rockige Part fehlt hier genauso wie der Gesang, denn die enthaltenen Tracks sind alle komplett instrumental. Dynamisch, druckvoll und tanzbar sind die Stücke allerdings trotzdem und werden wohl ihren Weg in so manches DJ-Set finden. Wem die Original-Versionen auf der ersten CD nicht ausreichen, der wird sich sehr über die zweite CD des Doppel-Sets freuen. Auf dieser CD befinden sich Remixe diverser  mehr oder weniger bekannter Freunde Sheldon Thompsons. Als Remixer dabei sind zum Beispiel Frank Martiniq, Falko Brocksieper, Duplex 100, Andy Vez oder aber auch Rene Breithbarth. Die Mixe fügen sich durchgehend sehr gut in das Gesamtbild der CD ein, ohne jedoch einfach nur die Originale zu kopieren. “Newfound Urban Calm” ist eine durchweg gute Techno-CD für wenig Geld (EUR 15,30 bei Boteca).

von Olaf Krautwurst (20.11.2004)

 

 VA - Cocoon Compilation A - CD - Cocoon Recordings - 2000

 VA - Cocoon Compilation B - CD - Cocoon Recordings - 2001

 VA - Cocoon Compilation C - CD - Cocoon Recordings - 2002

 VA - Cocoon Compilation D - CD - Cocoon Recordings - 2004

Für alle, denen Cocoon nichts sagt, gibt es erst mal eine kurze Erklärung. Cocoon ist das Label des Technoproduzenten Sven Väth, der unter anderem mit den Dance-Projekten Off (Electrica Salsa) und 16 Bit (Where are you?) bekannt wurde und unter eigenem Namen Hits wie “Dein Schweiß” oder auch “Mind Games” veröffentlichte. Weiterhin ist Cocoon auch der Name der von Herrn Väth auf Ibiza veranstalteten Partyserie im Kultclub “Amnesia” und des von ihm in diesem Jahr in Frankfurt eröffneten Clubs, mit dem er sich einen langjährigen Traum verwirklichte. Auf Cocoon Recordings werden allerdings nicht nur die Väth’s eigenen Produkte veröffentlicht sondern auch die von Künstlern wie Jazek Sienkiewicz oder Glove. Weiterhin gibt es auf Cocoon Mix-CDs diverser bekannten DJs und die hier vorgestellte, bisher vierteilige, Compilation Serie. Jede der vier CDs ist zwischen 72 und 78 Minuten lang und beinhaltet 11 beziehungsweise 12 Tracks aus den Bereichen Techno, Electro, Minimal und House. Verpackt sind die CDs in edlen, verschiedenfarbigen Digipaks mit informativen Booklets, die neben den Bildern der teilnehmenden Künstler auch kurze Infotexte in Deutsch und Englisch enthalten.

Neben den oben erwähnten Sven Väth, Glove und Jazek Sienkiewicz befinden sich auf den CDs natürlich noch weitere mehr oder weniger bekannte Künstler. Nachfolgend gibt es eine unvollständige Auflistung.

Cocoon A (weißes Digipak): Little Computer People (Anthony Rother), Marco Carola & The Gadgets, Johannes Heil, Oliver Bonzio, Chris Liebing, Der Dritte Raum, Pascal F.E.O.S., ....

Cocoon B (rotes Digipak): Kit Clayton, Steve Bug, Glove (Tobi Neumann & Thies Mynther), Justin Berkovi, DJ Rush, Gaetano Pariso, Stewart Walker, Richard Bartz, Sikora, ....

Cocoon C (schwarzes Digipak): Steve Rachmad, Funk D’Void, S.I. Futures (Si Begg), Alexader Kowalski, Gennard La Fosse, Michael Mayer, Alter Ego, Stanny Franssen, ....

Cocoon D (gelbes Digipak): Jake Fairley, Roman Flügel (Alter Ego), Sven Väth & Anthony Rother, Bangkok Impact, David Carretta feat. Gigi Succes,  Role Model, ....

Die vier Cocoon Compilations bieten überwiegend brauchbare Tracks auf hohem Niveau, die abseits des Kommerziellen liegen und sehr viel Eigenständigkeit besitzen. Positiv ist auch, dass es sich nicht um Mix-CDs handelt, sondern jeder Track komplett ausgespielt ist. Das ist besonders für die DJs unter uns interessant, da man die Tracks nicht erst aus dem Mix “schnippeln” muss. Letztendlich stellt sich jetzt eigentlich nur noch eine Frage: Wann kommt die “Cocoon E” Compilation und welche Farbe hat sie?

von Olaf Krautwurst (20.11.2004)

 

 Studio Braun - Ein Kessel Braunes - CD - Trikont - 2004

Der Titel ist das Beste. Leider. Da will man, weil man das vom ersten Album "Gespräche I" noch so kennt, herzlich lachen, zum ersten Mal über deutschen Humor, seit "Scheibenwischer" abgesetzt wurde, und kann das dann gar nicht so recht.

Das Thema Telefonterror ist ja leider ausgereizt, seit jeder Dudelsender einen hyperwitzigen Moderator bei unbescholtenen Leuten dummes Zeug labern lässt. Im Unterschied dazu sind Studio Braun anarchischer, im Verlauf der Alben (dies ist das fünfte) zusehends realitätabbildender - und damit unlustiger. Die von ihnen selbst so genannten Gags sind anstrengend; überwiegend liegt das aber auch an den Reaktionen der Terrorisierten, die sind nämlich zu normal, um witzig zu sein oder zu überraschen, wie seinerzeit die Sache mit der Dunstabzugshaube oder der Rautentaste oder so. Die meisten Gespräche neuerer Zeit sind so dicht an der Realität, dass sie eher erschrecken als unterhalten, weil sie ganz einfach möglich sind. Und damit tun einem die Telefonopfer leid.

Immerhin, live (zB am 20.11.2004 in Hannover/Faust) sind die drei richtig toll, weil sie sich nicht auf Telefonate beschränken, sondern, wie inzwischen andeutungsweise auch auf CD, Lieder, Sketche und Filme im Programm haben. Aber für den Titel, das "Polizeiboot Norbert" und weil Jürgen Dose (aka Heinz Strunk), Hans Fuchs und Bims Brohm (aka Rocko Schamoni) immerhin kreativ sind (und ihre Fäkalphase gottlob hinter sich gelassen haben), mag man über die CD gar nicht so recht enttäuscht sein. Man hat ja sonst nix zu lachen.

von Matthias Bosenick (19.11.2004) Links: Studio Braun

 

 Infernosounds - Eiszeit - CD - Ionium/SX Distribution - 2004

 Geminis Are One - For Those Who Love Me... - CD - SX Distribution - 2004

 Falk Lenn - Windherz - CD - Manufaktur/SX Distribution - 2004

 CreamVIII - Wintertime - CD - Sonorium/SX Distribution - 2004

 The Awakening - Darker Than Silence - CD - Sonorium /SX Distribution - 2004

 Substance Of Dream - Höllengott - CD - De Profundis/SX Distribution - 2004

Ja, Quickies forever! Und aus diesem Grund gibt es hier wieder ein paar kurze Rezensionen. Und damit es abwechslungsreich ist, gibt es dieses Mal Electropop, EBM, Gothic und ein bisschen Punk.

Das Duo Infernosound, bestehend aus Cornelia und Marko Kupfer, liefert mit der CD “Eiszeit” sein Erstlingswerk ab, das musikalisch im Bereich des dunklen Synthie- und Electropops angesiedelt ist. Dabei erinnern die Tracks teilweise an eine poppige Variante von Blutengel oder Tristesse de la Lune und dementsprechend ist diese CD auch am ehesten Fans dieser Stilrichtung zu empfehlen. Der Gesang in deutscher und englischer Sprache der Sängerin Cornelia passt angenehm zur Musik. Positiv tritt bei dieser CD das Stück “Electrogirl” hervor, aber auch der größte Teil der restlichen 16 Tracks geht vollkommen in Ordnung. Unpassend finde ich jedoch den “Henzel und Grätel” Kinderreim im Stück “Pfefferkuchen”, in dem es um Kindesentführung und Misshandlung geht. Aber das ist nur meine persönliche Meinung!

“For Those Who Love Me...” ist die Debut-CD des aus Hamburg stammenden Norman Nätke und seines Projektes Geminis Are One. Die 10 Tracks der CD bewegen sich stilistisch irgendwo zwischen EBM, dunklem Elektropop und Ambient. Die Stücke sind druckvoll und tanzbar produziert und bekommen durch den hier und da etwas gewöhnungsbedürftigen Gesang eine persönliche Note. Besonders hervorheben möchte ich “Do Lies Rule” und “Parasiten”, die auch auf Tanzflächen außerhalb der Hansestadt Chancen haben dürften.

Falk Lenn, ex. Frontmann der Formation Seelenfeuer, Germanist und Computermusiker, veröffentlicht mit “Windherz” denn dritten Teil seiner Trilogie, die die Geschichte einer Liebe beschreibt. Der normalen Veröffentlichungsreihenfolge entgegen folgen die Teile 1 (Wintergeist) und 2 (Weinmond) später. Falk Lenn produziert teils experimentale, atmosphärische, aber auch rhythmische Electrosongs, die als Untermalung für seinen eindruckvollen und emotionalen “Sprech-Gesang” dienen und die genauso eindrucksvollen Texte sehr gut transportieren.

So, und jetzt gibt es den Gothic-Rock-Teil. Den Anfang macht die in den Neunzigern gegründete deutsche Formation CreamVIII, deren Mitglieder Boris Brosowski und Sascha Lecher sich nach einigen Jahren der Trennung wieder zusammenfanden und die hier vorliegende CD produzierten. Einigen dürfte CreamVIII durch ihren Szenehit “Water feels so comfortably warm” vom Zillo Mystic Sound Sampler VI oder durch ihre Best Of Compilation “Past to the Past” bekannt sein. CreamVIII macht klassischen Gothic-Rock mit kraftvollen Drums und Gitarren sowie dunklem Gesang. Aber auch ruhige Tracks finden sich auf “Wintertime” und mit “Swansong” gibt es sogar noch einen richtigen “Tanzflächenfüller”. Angereichert wird der Sound hier und da durch akustische Instrumente und gut platzierte Samples, wie zum Beispiel in “Burn Witch Burn”.

“Darker Than Silence” ist bereits die zehnte CD-Veröffentlichung einer der erfolgreichsten Bands Südafrikas und dass diese aus dem Gothic-Genre stammt, verwundert umso mehr, ist aber durch die Qualität des Gebotenen zu erklären. “Darker Than Silence” bringt modernen Gothic-Rock, mit druckvollen Kompositionen, guter Instrumentierung und den starken Vocals des The Awakening Masterminds Ashton Nyte. “Darker Than Silence” ist ein gutes Album zum “einfach nur so anhören” oder aber auch zum Tanzen ein. Für diesen Zwecks bieten sich  “One More Crucifixion”, “The Needle and the Gun” oder “Armageddon Style” am besten an.

Substance Of Dream aus Stuttgart verbinden in ihrem Sound Punk, Wave, Gothic und Electronic. Die Band veröffentlicht mit “Höllengott” den Nachfolger zu ihrer Erfolgs-Maxi-CD “Gloria” und bringt 14 Tracks mit deutschen und englischen Texten. Substance Of Dream kreieren einen Sound, der Fans von Joy Division, Bauhaus, Sisters Of Mercy oder auch den Fliehenden Stürmen gefallen könnte, ohne aber einfach nur zu kopieren. Substance Of Dream sind eigenständig und beweisen dies eindrucksvoll, auch wenn man oft genug denkt, man befinde sich im Jahr 1982. Mit über 60 Minuten Länge gibt es hier viel fürs Geld, auch wenn es mir persönlich doch schwerfällt, die komplette CD auf einmal durchzuhören. Meine Anspieltipps sind: “Pink“, “Satanskult” und “Höllengott” sowie das schräge “Fremder Tag”.

von Olaf Krautwurst (20.11.2004)

 

 The Birthday Massacre - Violet - CD - Repro Records/Alive - 2004

Heutzutage haben es die meisten CDs schon schwer! Kaum hat man sie ein-, zwei- oder dreimal gehört, werden sie von neuen CDs aus dem CD-Player verdrängt und landen im CD-Schrank. Anders erging es der CD “Violet” der kanadischen Band The Birthday Massacre, die in Deutschland bei Repro Records erschienen ist. Diese CD läuft im Moment immer wieder in meinem Player, aber warum?

Repro Records dürfte dem interessierten EBM-Fan am ehesten durch die Re-Release diverser Funker Vogt CDs bekannt sein. Jetzt veröffentlicht das Label allerdings “Violet”, die Debut-CD der Band The Birthday Massacre, die mit dem typischen Repro-Sound nicht viel zu tun hat. Ja o.k., The Birthday Massacre benutzen auch elektronische Instrumente und Computer, allerdings in Verbindung mit Gitarre, Bass und Schlagzeug sowie dem Gesang der charismatischen Sängerin Chibi. Wer jetzt aber befürchtet, dass das ganze in die im Moment so beliebte Richtung à la Within Temptation oder Xandia geht, der sei beruhigt. Eher hört sich das ganze wie eine melodiösere Variante von Marilyn Manson oder Zeromancer an. Songs wie “Lovers End”, “Happy Birthday”, “Horror Show” oder “Play Dead” zeigen dies eindrucksvoll und werden sich mit Sicherheit durch ihren druckvollen und tanzbaren Sound in den Diskotheken durchsetzen können.

The Birthday Massacre sind mal düster, mal verspielt oder auch mal poppig, machen aber durchweg Spaß und animieren zum Mitschunkeln. Aber auch optisch hat die Band einiges zu bieten, so sehen die Mitglieder aus wie eine Mischung aus dem schon erwähnten Herrn Manson und  japanischen Manga-Figuren. Styling ist halt alles, aber was soll’s, wenn es Spaß macht! Dazu passt dann natürlich auch das Digi-Pak mit dem sehr gut gelungenem Artwork.

Den Namen The Birthday Massacre sowie die Namen der Mitglieder Chibi, Rhim, Aslan, Rainbow und M. Falcore sollte man sich, auch wenn es bei diesen Namen schwer fällt, merken, denn für eine Debüt-CD ist “Violet” ein echter Hammer und macht definitiv Lust auf mehr.

von Olaf Krautwurst (10.11.2004)

 

 The Rorschach Garden - The Rorschach Garden - CD - Bazooka Joe/Minuswelt - 2004

The Rorschach Garden sind P. Muench, B. Teichner, N. Pohlmann und M. Marie. Aber wer sind diese 4 Personen? Hauptperson und Gründer von The Rorschach Garden ist Philip Muench, der TRG Ende der achtziger Jahre in Bielefeld gründete. Mit einigen Freunden, die selber zum Beispiel unter den Namen, M.O.A.TA. Omen, Asche oder Morgenstern bekannst sein dürften, wurde ein passendes Label (Fich-Art) gegründet, auf dem ca. 10 Tapes und CD-Rs veröffentlicht wurden. Weitere Tape- und Vinyl-Veröffentlichungen auf anderen Lables folgten. Zwischendurch gab es immer wieder Projekte, wie zum Beispiel das sehr erfolgreiche Synascape, das bei Ant-Zen Records mittlerweile 5 CD’s veröffentlichte. Nur für die Veröffentlichung der ersten regulären TRG-CD wurde sich Zeit gelassen. Ganze 14 Jahre sind seit dem ersten Tape vergangen!

Die CD “The Rorschach Garden” beinhaltet 18 Tracks bei einer Gesamtspielzeit von 64 Minuten. Die Stücke, die auf der CD zu finden sind, wurden in den Jahren 1997 bis 2003 aufgenommen und sind teilweise von früheren Veröffentlichungen übernommen wurden. So waren “Desire” und “Devotional Chain” auf dem auf 100 Stück limitierten Tape “Tiny Plastic World” zu finden, und den kleinen Clubhit “State Protect” gab es ursprünglich auf einer limitierten Vinyl 7”. Neben den alten Stücken gibt es natürlich einige neue Tracks, zu denen auch eine Coverversion des achtziger Jahre Klassikers “25 Years” von The Catch gehört. Zu hören gibt es auf der CD achtziger Jahre beeinflussten Minimal- und Electro-Pop mit analogen Instrumenten und einem manchmal nicht ganz perfekten Gesang, was allerdings nicht weiter stört. Spaß macht die CD trotzdem!

von Olaf Krautwurst (10.11.2004) Links: Bazooka Joe

 

 Monolith - 15 Seconds - CD - Alfa Matrix - 2004

Ja, mal wieder ein Industrial-Brett! Oder doch nicht? Nein, so einfach ist das im Fall des neuen und immerhin schon fünften Monolith Albums nicht. Eric Van Wonterghem, der auch durch seine Arbeiten bei Sonar und den Alt-EBM-Heroen Insekt bekannt ist, schafft es, dass eine Schublade für sein neues Album erst erfunden werden muss.

Natürlich finden sich auf “15 Seconds” Industrialanleihen, aber diese sind bei weitem nicht so ausgeprägt wie auf den Vorgängern. “15 Seconds” ist definitiv vielschichtiger. Neben hypnotischen Electroloops finden sich atmosphärische Klangteppiche oder analoge Synthies. Auch gibt es nicht nur Sprachsamples! Bei mehreren Tracks der CD gibt es “richtigen” Gesang, der von Wontergehms Frau Hilde Ivens, die praktischerweise die Schwester von Dive Mastermind Dirk Ivens ist, beigesteuert wird. Durch diesen Gesang, der nicht so plakativ ist wie die üblichen Sprachsamples, und durch eine deutlich songorientierte Produktionsweise hebt sich die CD von anderen Veröffentlichungen des Genres ab und öffnet sich einem größeren Hörerkreis. Anspieltipps der CD sind für mich “Biosphere”, “My Worst Fear” oder aber auch “Watching You Die”. Die CD erscheint neben der normalen Edition weiterhin, wie alle Veröffentlichungen von Alfa Matrix, in einer limitierten 2-CD-Box mit Bonustracks. Wer also etwas mehr “15 Seconds” haben möchte, sollte sich beeilen!

Zum Schluss komme ich noch mal zur Schublade! “15 Seconds” vereint einfach zu viele Genres für eine Schublade, da ist schon ein ganzer Schrank notwendig. Ob Industrial, EBM, Minimal, Dance oder auch Electroclash, von jedem ist etwa dabei und das beste ist, dass es auch noch richtig gut zusammen passt!

von Olaf Krautwurst (10.11.2004)

 

 The Vanishing - Songs For Psychotic Children - CD - CSL - 2003

 The Vanishing - Still Lifes Are Falling - CD - CSL/Fatal - 2004

The Vanishing kommen aus San Francisco, veröffentlichten ihre erste CD bei CSL aus Los Angeles und unterschrieben für ihre aktuelle CD einen Vertag bei Hanin Elias Label Fatal Recordings aus Berlin.

“Songs For Psychotic Children” wurde in der Besetzung Brian Hock, Jesse Eva und Sadie Shaw aufgenommen. Musikalisch hört sich das ganze nach achtziger Jahre Goth-Rock im Stil alter Siouxsie & The Banshees oder X-Mal Deutschland und ähnlicher Gruppen an. Dazu trägt speziell die Stimme der Sängerin Jesse bei. Highlights der ca. 34 Minuten langen CD sind die Tracks “Princess Poison” und “Lost In Pictures”, die auch auf der Tanzfläche für Bewegung sorgen können.

Die zweite CD von The Vanishing trägt den Titel “Still Lifes Are Falling” und ist auf dem Berliner Label Fatal Recording erschienen. Fatal Recordings ist das Label der Künstlerin Hanin Elias, die auch als Teil von Alec Empire’s Digital Hardcore Band Atari Teenage Riot bekannt ist. Die Besetzung von The Vanishing hat sich für diese CD geändert. Nicht mehr dabei ist Sadie Shaw, die von Billy Bates abgelöst wurde. Soundtechnisch ist “Still Lifes...” rauer und elektronischer, aber auch tanzbarer geworden. Auch der Einsatz eines Saxophons ist genauso neu wie der leicht verzerrte Gesang. Dementsprechend ist der Stil der CD auch weniger als Goth und umso mehr als Industrial zu bezeichnen. Anspieltipps der CD sind für mich “Paralysed”, “Still Lifes” sowie “Idle Eyes”. Weiterhin gibt es als Bonustrack noch einen Hanin Elias Remix von “Still Life”.

Abschließend sei noch gesagt, beide CDs sind gut produziert und ihr Geld wert. Trotzdem sei jedem empfohlen, vor dem Kauf in die CDs reinzuhören, da sie musikalisch doch etwas auseinander gehen.

von Olaf Krautwurst (10.11.2004)

 

 Hungry Lucy - Reigndance Club EP - CD - Alfa Matrix- 200

 Human Decay - Disbelieve - CD - Accession - 2004

 Assemblage 23 - Ground - MCD - Accession - 2004

 Massiv In Mensch - Menschdefekt - CD - Endless Rec/Alive - 2004

 Stendal Blast - Schmutzige Hände (DJ Promo) - MCD - Schwarzrock - 200

Jetzt höre ich die Leser schon sagen: “Jetzt tickt der Olaf ganz aus! 5 Rezensionen in einem Block, das ist viel zuviel!”. Dazu sage ich: “Kann schon sein, aber anders ist die Flut an Neuerscheinungen einfach nicht zu schaffen. Natürlich möchte ich über jede CD, die ich bekomme, etwas schreiben und aus diesem Grund gibt es hier eben mal ein paar “Quickies”!

Die in Alfa Matrix’s “The DJ Edition” erschienene CD “Reigendance Club EP” beinhaltet  geremixte Tracks des kommenden Hungry Lucy Albums “To Kill A King “ und der schon etwas älteren CD “Glo”. Alle Stücke dieser CD wurden von ihren Remixern “dancefloortauglich” bearbeitet. Diese Bearbeitung ist überwiegen sehr gut gelungen und bringt deutlich mehr Schwung in die Musik und genau dieser Schwung hat mir hier und da bei den Originalen gefehlt. Als Remixer sind unter anderem dabei: Oil 10, Implant, Aiboforcen, Seize, Sero.Overdose und Diskonnekted. Diese 10-Track-CD ist besonders DJ’s ans Herz gelegt und natürlich auch allen anderen, die auf guten EBM-Electro-Techno-Futurepop mit Frauenstimme stehen.

Mit “Disbelieve” veröffentlichen Human Decay ihr zweites Album bei Accession Records und bringen uns eine Mischung aus EBM, Electro- und Futurepop. Doch leider kann mich diese Mischung nicht richtig überzeugen. Nicht dass es diesem Album an Ideen und guten Ansätzen fehlt, die sind schon da, werden aber nicht überzeugend bis zu Ende gebracht. Leider fehlt es einigen Stücken an dem gewissen Etwas und man wartet, dass etwas passiert, doch leider wartet man oft vergebens. Gerettet wird diese CD dann auch nicht durch die Remixe von Mnemonic und Plastic, die sich als Bonus-Tracks auf der CD befinden. Einzig “Workerboy”, “Redublication” und “Anti-Fate” wissen mit ihrem Druck und ihrer Stimmung zu überzeugen. Ob das einen Kauf rechtfertigt, muss jetzt der Konsument für sich entscheiden.

Mit “Ground” liegt nun die zweite Auskopplung aus der aktuellen Assemblage 23 CD “Strom” vor. Neben drei Versionen des Titeltracks gibt es auf dieser Maxi-CD noch zwei unveröffentlichte Stücke (Consequence + Lament), die stilistisch und qualitativ typischer Assemblage Standard sind. Zu mehr reicht es leider nicht. Vom Titeltrack “Ground” gibt es neben der bekannten Album-Version die “Darker Version”, die aggressiver und unfreundlicher daher kommt, was aber definitiv positiv ist, und die “Acoustic Version” mit Gitarrenbegleitung und Lagerfeueratmosphäre. Auf dieser CD gibt es Assemblage 23, nicht mehr und nicht weniger! So ist es!

“Menschdefekt “ ist das dritte Album der Band Massiv In Mensch. Nachdem dieses Album schon einige Zeit in Nordamerika erhältlich ist, wird es nun auch bei uns veröffentlicht. Die Tracks der CD können wohl am besten als Techno beeinflusster Electro (oder auch andersrum!) angesehen werden, wobei aber hier und da die Frage aufkommt, ob die Band selber nicht weiß, was sie will. Nein, ich möchte hier jetzt keine Schubladen aufmachen und wer mich kennt, weiß auch, dass ich nichts gegen (guten) Techno habe, aber wenn das ganze dann doch etwas zu sehr in Richtung “Kirmesteschno” abrutscht, sei diese Frage doch gestattet, oder? Alles in allem finden sich aber auf dieser CD genug gute Tracks und eine große Menge an Sarkasmus und Spaß, um einen Kauf zu rechtfertigen. MIM nehmen sich selber nicht ernst und ihre Hörer sollten dies auch nicht! Wichtig ist jetzt nur noch die Frage: “Willst du ‘n Bonbon”. (Dark) Rave on!

“Schmutzige Hände”, so heißt das neue Album der Band Stendal Blast um den Texter und Sänger Kaaja Hoyda. Die mir vorliegende 5-Track-DJ-Promo gibt nur einen eingeschränkten Überblick über die CD, zeigt aber deutlich, was Stendal Blast ausmacht. Direkte, bewegende Texte, gepaart mit teils süßer, teils aggressiver, tanzbarer Musik und das ganze auf einem elektronischen Gerüst mit kraftvollen Gitarren. “Die totale Disko” und “Fährmann” sind für mich die Highlights dieser Promo-CD, zeigen sie doch am eindrucksvollsten wie unterschiedlich eine Band klingen kann. Das Album erscheint übrigens in einer auf 1000 Stück limitierten Erstauflage mit Bonus-Hörbuch-CD mit eigens von Kaaja Hoyda eingesprochenen Texten seiner “Bodystyler” Kolumne.

So, das war’s! “Quickies for President” und demnächst mehr davon!

von Olaf Krautwurst (10.11.2004)